Innovative Konzepte für eine zukunftsfähige Tourismusbranche

Sandra Rieckermann, 2. stv. Landesvorsitzende, Leitung TourismusNetzwerk Zukunft im BDS SH

Zukunftsfähiger Tourismus in Schleswig-Holstein

Die Tourismusbranche in Schleswig-Holstein steht vor vielfältigen Herausforderungen. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sind nachhaltige Praktiken und die Integration digitaler Technologien unerlässlich.

Bedeutung des Tourismus in Schleswig-Holstein

Der Tourismus ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in Schleswig-Holstein. Im Jahr 2022 generierte die Branche Einnahmen von 10,37 Milliarden Euro. Eine gut ausgebaute touristische Infrastruktur trägt nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, sondern erhöht auch die Lebensqualität der Einwohner. Ein nachhaltiges Destinationsmanagement ist dabei entscheidend, um Phänomene wie den „Übertourismus“ zu vermeiden und die Attraktivität der Region langfristig zu sichern.

Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung

Ein gravierendes Problem in der Tourismusbranche ist der Fachkräftemangel. Hohe Personalfluktuation mit einer Rate von 68,1 % führt zu erheblichen Kosten und beeinträchtigt die Stabilität der Betriebe. Um dem entgegenzuwirken, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Werteorientierte Unternehmenskultur: Ein positives Arbeitsumfeld fördert die Mitarbeiterbindung.
  • Faire Arbeitsbedingungen und Zusatzleistungen: Attraktive Benefits steigern die Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeiter.
  • Innovative Arbeitszeitmodelle: Beispielsweise die Einführung einer 4-Tage-Woche kann die Work-Life-Balance verbessern und die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen.

Digitalisierung im Tourismus

Die Digitalisierung bietet zahlreiche Chancen für die Tourismusbranche:

  • Effizienzsteigerung: Automatisierte Prozesse reduzieren den Arbeitsaufwand und optimieren Abläufe.
  • Kundenbindung: Digitale Tools ermöglichen eine personalisierte Ansprache und verbessern das Gästeerlebnis.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen:
  • Vertrauensprobleme: Kunden könnten Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit haben.
  • Hohe Einführungskosten: Die Implementierung neuer Technologien erfordert Investitionen, die für KMU eine Hürde darstellen können.
  • Fehlender persönlicher Kontakt: Die Digitalisierung darf nicht zulasten der persönlichen Gästebetreuung gehen.

Nachhaltigkeit als Zukunftsstrategie

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Aspekt für die Zukunftsfähigkeit der Tourismusbranche. Sie lässt sich in drei Dimensionen unterteilen:

Ökologische Nachhaltigkeit
  • CO₂-Reduktion: Maßnahmen zur Senkung des CO₂-Ausstoßes tragen zum Klimaschutz bei.
  • Abfallmanagement: Effiziente Systeme reduzieren Müll und fördern Recycling.
  • Schutz der Biodiversität: Erhalt der natürlichen Lebensräume stärkt die Attraktivität der Destination.
Ökonomische Nachhaltigkeit
  • Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe: Die Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten stärkt die regionale Wirtschaft.
  • Langfristige Stabilität: Nachhaltige Praktiken sichern die Zukunftsfähigkeit der Betriebe.

Soziale Nachhaltigkeit
  • Faire Arbeitsbedingungen: Gute Arbeitsbedingungen fördern die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter.
  • Einbeziehung lokaler Gemeinschaften: Die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung stärkt das Gemeinschaftsgefühl und fördert Akzeptanz.
  • Schutz kulturellen Erbes: Die Bewahrung lokaler Traditionen und Kultur erhöht die Authentizität des Angebots.


Rekrutierung internationaler Fachkräfte

Angesichts des Fachkräftemangels gewinnen internationale Mitarbeiter an Bedeutung. Instrumente wie Patensysteme, Sprachkurse und gemeinschaftliche Wohnmöglichkeiten erleichtern die Eingliederung im Unternehmen. Allerdings stellen bürokratische Hürden bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse immer noch die größte Herausforderung dar.

Innovative Startups in Schleswig-Holstein

Die Region beherbergt zahlreiche Startups, die mit innovativen Ansätzen die Tourismusbranche bereichern. Zum Beispiel:

  • StickTo: Eine App zur Berufsorientierung, die junge Menschen bei der Karrierewahl unterstützt.
  • Lvlup!HR: Nutzt E-Sport zur Personalrekrutierung und spricht damit eine junge Zielgruppe an.
  • CLIENT FLOW: Bietet authentisches Videomarketing für das Recruiting und stärkt die Arbeitgebermarke.


Netzwerke und Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit in Netzwerken fördert den Wissensaustausch und die Entwicklung gemeinsamer Lösungen. Das TourismusNetzwerk Zukunft des Bund der Selbständigen Schleswig-Holstein (BDS SH) ist eine solche Initiative. Es unterstützt Unternehmen dabei, Herausforderungen gemeinsam anzugehen und nachhaltige, attraktive Tourismusangebote zu entwickeln.


Zukunftsaussichten und politische Forderungen

Um die Tourismusbranche zukunftsfähig zu gestalten, ist politische Unterstützung unerlässlich. Es besteht Bedarf an klaren Rahmenbedingungen und Förderprogrammen, die KMU bei der Umsetzung nachhaltiger und digitaler Strategien unterstützen.

Über die Autorin: Sandra Rieckermann

Sandra Rieckermann ist seit vielen Jahren im Tourismus tätig und bringt ihre umfassenden Kenntnisse und ihre Leidenschaft für die Branche in zahlreichen Projekten und Initiativen ein. Als zweite stellvertretende Landesvorsitzende des Bundes der Selbständigen Schleswig-Holstein (BDS SH) und Leiterin des TourismusNetzwerk Zukunft treibt sie die nachhaltige und digitale Weiterentwicklung des Tourismus in Schleswig-Holstein aktiv voran.

Mit ihrer Tätigkeit als Projektleiterin des Tourismus-Cluster Schleswig-Holstein hat sie maßgeblich dazu beigetragen, innovative Strategien und praxisnahe Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu entwickeln und ein innovatives Netzwerk im Land geschaffen.

Ihre Expertise umfasst Themen wie Nachhaltigkeitsmanagement, digitale Prozessoptimierung und die Stärkung von Netzwerken, um den Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig in der Region zu fördern.

Sandra Rieckermann setzt sich leidenschaftlich dafür ein, den Tourismus zukunftsfähig zu gestalten und Unternehmen mit den richtigen Werkzeugen auszustatten, um Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Digitalisierung zu meistern.

In diesem Kontext soll im kommenden Jahr in Kooperation und mit Unterstützung ausgewählter Partner eine landesweite Kampagne u.a. über soziale Kanäle und in Schulen durchgeführt werden. Ziel der Kampagne ist es, Arbeitskräfte- und Nachwuchs für touristische Berufe zu begeistern und zu gewinnen, um den Unternehmen in Zukunft größere personelle Stabilität und Planbarkeit gewährleisten zu können.

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