Gesellschaft verändert sich. Lernen muss sie auch.

UnLearn School – Acht Schulen zeigen ihren Weg zum Lernen der Zukunft

A group of students discussing on a table

Wir erleben momentan eine Zeit vieler Transformationsprozesse und gesellschaftlicher Herausforderungen. Gesellschaft verändert sich. Lernen verändert sich. Und auch Schule steht vor der Aufgabe, sich zu verändern, Entwicklungen aufzugreifen und junge Menschen zu befähigen in dieser transformativen Welt Verantwortung für sich selbst, für andere und die Welt zu übernehmen.

Viele Schulen machen sich deshalb auf den Weg zum Lernen der Zukunft. Sie hinterfragen alte Gewohnheiten und Normalitäten. Sie integrieren neue Strukturen und Lernformen, die wirkungsvolles und am Individuum ausgerichtetes Lernen ermöglichen. Sie verabschieden sich von Strukturen, mit denen wir alle aufgewachsen sind, die wir alle jahrzehntelang für selbstverständlich gehalten haben – und gehen damit in einen „Verlernprozess“. Damit schaffen sie Raum für neue Wege bei der Gestaltung von Schule und Lernen, das den Bedarfen der Schüler*innenschaft und er Gesellschaft im 21. Jahrhundert gerecht wird.

Doch wie genau sieht diese Veränderung aus? Was ist diesen Schulen gemeinsam, die sich auf dem Weg befinden? Worauf kommt es an, um einen solchen Lernkulturwandel zu gestalten?

Fünf Dimensionen des Lernkulturwandels

Um Antworten darauf zu finden, hat die gemeinnützige Organisation beWirken im Rahmen der Mission „UnLearn School – Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft“ acht Schulen besucht und diese genauer unter die Lupe genommen. Aufbereitet in fünf Filmepisoden, einem Buch und weiteren Veranstaltungsangeboten bieten Good-Practice-Beispiele dieser acht weiterführenden Schulen Antworten darauf, was es braucht, um Schule nachhaltig zu verändern. Abschauen ist hier also dezidiert erwünscht!

Bei einem genaueren Blick auf diese Good-Practice-Schulen lassen sich fünf Dimensionen des Lernkulturwandels, erkennen, die für eine holistische Transformation von Bedeutung sind. Sie können Ansatzpunkt dienen, um sich in der komplexen Gemängelage zu orientieren. Was im Folgenden nur angerissen werden kann, können Sie in den teils kostenlosen Materialien ganz genau erkunden.

Grafik Lernkulturwandel in Schule

1. Eigenständiges Handeln der Lernenden

Ein wichtiges Ziel von Bildung ist es, Schüler*innen dabei zu unterstützen, selbstständig und selbstwirksam ihr Leben und ihr Umfeld mitzugestalten. Schule braucht entsprechende Erfahrungsräume und Beteiligungsstrukturen, die diese Erfahrung allen jungen Menschen ermöglichen. Es gibt viele spannende Konzepte, die genau hierauf abzielen, wie beispielsweise das Fach L.E.B.E.N. der Ernst-Reuter Schule in Karlsruhe, in dem Schüler*innen von der 5. bis zur 10. Klasse daran herangeführt werden, Verantwortung für sich, ihre Schule und das gesellschaftliche Umfeld zu übernehmen oder die Heinz-Brandt-Schule, in der Schüler*innen an allen wichtigen Gremien der Schulentwicklung teilhaben.

2. Lernbegleitung und offene Lernformen

Die vielfältigen Good-Practice-Beispiele der Schulen machen deutlich, dass es nicht die eine Lösung für zeitgemäßes Lernen gibt. Es geht immer auch darum, herauszufinden: Wo steht die einzelne Schule – mit ihrer Schüler*innen, dem Kollegium, der Elternschaft, dem Umfeld? Was ist unser Zukunftsbild für das Lernen an dieser Schule – und welches ist der richtige Weg, um sich gemeinsam diesem anzunähern? Antworten auf diese Fragen gibt es viele – aber es ist wichtig, sich genau diese Fragen zu stellen und aktiv an ihnen zu arbeiten.

Dafür ist es wichtig, dass Schulen nicht isoliert im Feld stehen, sondern eine Vernetzung aller Akteure passiert. Schulen können zu zentralen Orten des Austauschs zwischen zwischen den Generationen und gesellschaftlichen Akteuren werden, sie haben das Potenzial, zu  Zentren der Innovation und gesellschaftlichen Transformation zu werden –  wenn wir sie zusammendenken mit ihrer Region und den vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren. Beide Seiten profitieren so von den Impulsen, der Expertise und den vielfältigen Perspektiven.

Wir dürfen also beginnen, gemeinsam die positiven Geschichten des Gelingens zu erzählen, wo Schulen auf genau diesem Weg sind. Wir laden dazu ein, gemeinsam, mit Schüler*innen, Lehrkräften, Eltern, Zivilgesellschaft und Unternehmen Schule zu verlernen und neu zu lernen. Denn das ist der erste wichtiger Schritt auf dem Weg der Veränderung zur Schule der Zukunft.

3. Gestaltung von Lernorten

Die räumlichen Gegebenheiten ermöglichen und unterstützen offene Lernformen und das eigenständige Handeln der Lernenden – nicht nur im Schulgebäude, sondern auch darüber hinaus. Moderne Lernraumkonzepte lassen daher die klassischen Flurschulen hinter sich und schaffen offene Lernlandschaften, in denen die Lernenden sich frei bewegen und den für sie geeigneten Arbeitsplatz suchen können, wie am Theresianum in Mainz. Sie experimentieren mit praxisbezogenen Maker-Spaces oder Lernräumen wie einer schuleigenen Farm an der Jeetzeschule. Der „Raum als 3. Pädagoge“ ist ein spannender und wirksamer Faktor für den Lernkulturwandel – und die Good Practice Schulen zeigen, dass es nicht immer einen Neubau geben muss, um die Räume umzugestalten. 

4. Lernen in der Digitalität

Digitale Geräte sind nicht nur ein wichtiges Medium für schulisches Lernen – durch die Digitalisierung entsteht auch eine Kultur der Digitalität, die es erfordert und ermöglicht, Lehr- und Lernprozesse grundlegend zu verändern. UnLearn School Schulen zeigen deshalb Formen des digitalen Lernens, in denen Endgeräte eine Rolle einnehmen, die der in unserer aller Alltag und Arbeitsleben gleicht: Sie sind Medium sowohl für die Aneignung als auch die Weiterverarbeitung von Informationen und als solches ein selbstverständlicher Teil des Lernprozesses, ohne ihn zu dominieren. Schulen wie die Ernst-Reuter Schule in Karlsruhe nutzen deshalb in projektorientierten Unterrichtssettings Tablets als neue Möglichkeit, Inhalte zu verstehen und aufzubereiten, indem Schüler*innen statt Texten beispielsweise Podcasts oder Lernvideos produzieren. Der Raiffeisencampus zeigt mit seiner Schüler*innengenossenschaft, wie die Lernenden die Verknüpfung von digitalen und analogen Prozessen kennenlernen indem sie ein digitales Verkaufssystem betreuen und weiterentwickeln. Damit bauen sie genau die Kompetenz, die sie auch in ihren Tätigkeiten nach der Schulzeit benötigen werden.

5. Zusammenarbeit in der Schulgemeinschaft

Eine gelingende und gut strukturierte Zusammenarbeit im Team ist ein zentraler Erfolgsfaktor für zeitgemäßes Lernen und nachhaltige Schulentwicklung. Das erfordert, klare Teamstrukturen und sinnvolle Rollen zu schaffen, die über klassische Modelle, in denen Lehrkräfte vor allem für ihren eigenen Unterricht zuständig sind, hinausgehen. Denn nur so lässt sich ein ganzheitliches Lernkonzept organisatorisch umsetzen und die fordernden Aufgaben des Veränderungsprozesses managen. Das Theresianum in Mainz zeigt, wie sie dies in Jahrgangsteams und Jahrgangsparlamenten umsetzen, sowohl auf Lehrkräfte als auch auf Schüler*innenebene, und der Raiffeisencampus gibt EInblicke, wie räumliche Konzepte wie eine Teamlounge oder klare Formate und Strukturen für Teambesprechungen die Zusammenarbeit unterstützen und damit auch die Zufriedenheit im Kollegium erhöhen.

Den Lernkulturwandel an der eigenen Schule anstoßen

Die vielfältigen Good-Practice-Beispiele der Schulen machen deutlich, dass es nicht die eine Lösung für zeitgemäßes Lernen gibt. Es geht immer auch darum, herauszufinden: Wo steht die einzelne Schule – mit ihrer Schüler*innen, dem Kollegium, der Elternschaft, dem Umfeld? Was ist unser Zukunftsbild für das Lernen an dieser Schule – und welches ist der richtige Weg, um sich gemeinsam diesem anzunähern? Antworten auf diese Fragen gibt es viele – aber es ist wichtig, sich genau diese Fragen zu stellen und aktiv an ihnen zu arbeiten.

Dafür ist es wichtig, dass Schulen nicht isoliert im Feld stehen, sondern eine Vernetzung aller Akteure passiert. Schulen können zu zentralen Orten des Austauschs zwischen zwischen den Generationen und gesellschaftlichen Akteuren werden, sie haben das Potenzial, zu  Zentren der Innovation und gesellschaftlichen Transformation zu werden –  wenn wir sie zusammendenken mit ihrer Region und den vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren. Beide Seiten profitieren so von den Impulsen, der Expertise und den vielfältigen Perspektiven.

Wir dürfen also beginnen, gemeinsam die positiven Geschichten des Gelingens zu erzählen, wo Schulen auf genau diesem Weg sind. Wir laden dazu ein, gemeinsam, mit Schüler*innen, Lehrkräften, Eltern, Zivilgesellschaft und Unternehmen Schule zu verlernen und neu zu lernen. Denn das ist der erste wichtiger Schritt auf dem Weg der Veränderung zur Schule der Zukunft.

UnLearn School

Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft

Unter diesem Titel veröffentlicht: Ein fünfteiliger Episodenfilm, der online frei verfügbar ist, sowie ein Fachbuch und weiterführende Angebote der Organisation beWirken.

beWirken begleitet Schulen und Organisationen dabei, das Lernen von morgen zukunftsgerichtet zu gestalten.

bewirken.org/unlearn-school

Zu der Autorin & beWirken:

Judith Holle ist Co-Geschäftsführerin bei beWirken. Sie begleitet als Expertin für offene Lernformen Schulen in Veränderungsprozessen entwickelt für beWirken Konzepte für wirkungsvolle Schulentwicklung

beWirken ist eine deutschlandweit tätige, gemeinnützige Bildungsorganisation mit der Mission, gemeinsam Schule zu verändern. Wir begleiten Schulen und Akteure rund um Schule bei der Gestaltung zukunftsfähiger Lernorte und Lernkonzepte. Wir entwickeln innovative Angebote zur Qualifizierung, Beratung und Inspiration, die dabei unterstützen, selbstwirksam in eine neue Form von Schule zu gehen. Inhaltliche Schwerpunkte liegen dabei insbesondere auf den Themen offene Lernformen und Lernbegleitung, Schüler*innenbeteiligung und Schulentwicklung.

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